Have any questions?
+44 1234 567 890
Dwill Crooning & Band im
Metropol Theater Bremen 6. September 2021
Old School einerseits, zeitgemäß andererseits: Wie das geht, zeigten am Montagabend im Metropol Theater Bremen Dwill Crooning und seine Band. In gut zweieinhalb Stunden samt Pause bewiesen der aus Bremen kommende Crooner – der Name kommt nicht von ungefähr – und sein sehr gut aufgelegtes, zehnköpfiges Ensemble, dass das Erbe des Rat Packs bis heute nicht nur äußerst existent ist, sondern auch wunderbar weitererzählt werden kann. Wie Dwill Crooning wohl sagen würde: weitererzählt werden muss.
Denn das tat er, dieser Entertainer mit seinem samtenen Bariton, der an diesem Abend nicht nur Frank Sinatra, Dean Martin und Sammy Davis Jr. würdigte, sondern auch Songs der 80er und 90er Jahre im Gewand des Rat Packs präsentierte – getreu dem Motto: „Wir interpretieren diesen Song so, wie Frankie ihn vielleicht gespielt hätte.“ Oder Dino. Oder Sammy. Wenn sie diese Songs in den 80ern und 90er schon gekannt und zu ihren eigenen gemacht hätten, Songs wie „Shout“, „Take on me“ oder „Livin la vida loca“.
Doch der Reihe nach. Bevor das Motto des Abends „Rat Pack goes Nineties“ so richtig zum Tragen kam, widmete sich Dwill Crooning zunächst ausführlich dem Repertoire des Rat Packs – mit Songs wie „Come fly with me“, „Fly me to the moon“, „Moon River“ oder – besonders gut gelungen – „Mr. Bojangles“.
Dwill Crooning ist dabei nicht nur versierter Sänger und souveräner Bandleader, sondern auch Entertainer und Geschichtenerzähler; er serviert Pointen aus dem Leben des Rat Packs, erzählt auch, wie ein junger Amerikaner einst auf seinem Motorrad zum Haus von Dean Martin fuhr und sich doch nicht zu klingeln traute. Der Name des jungen Mannes? Elvis Presley – und damit hatte der Entertainer dann auch gleich den Übergang zu Songs wie „Blue Suede Shoes“ und „All shook up“ geschaffen.
Die Band um ihren musikalischen Leiter Nicolai Thein, der am Flügel mehr als einmal zu beeindrucken weiß, setzt die Songs wunderbar um; Schlagzeuger Mathias Büsseler und Thomas Milowski am Bass geben den Rhythmus vor, Gitarrist Matthias Strass weiß nicht nur mit zahlreichen Solo-Parts zu überzeugen und die sechsköpfige Bläser-Crew (im Einzelnen Katrin Begerow und Christian Wagener an der Posaune, Imke Howie und Holger Becker an der Trompete sowie Oliver Helmert und Matthias Schinkopf am Saxofon) sorgt für den nötigen Wumms, der an einem solchen Abend eben auch erwartet wird. Das Ganze wirkt wie aus einem Guss, obwohl die Band (auch coronabedingt) nicht wirklich viel Zeit zum Proben hatte. Immer wieder applaudieren die rund 120 Zuschauer spontan, speziell die Saxofonisten heimsen dabei viel Extra-Beifall ein. Den gibt es auch für die drei Background-Sängerinnen, die bei „That‘s Life“ scheinbar aus dem Publikum auf die Bühne kommen – und den Song damit eine zusätzliche Qualität verleihen.
Doch die eigentlichen Höhepunkte des Abends kommen erst noch – als Welturaufführungen nach der Pause. „Take on me“ von a-ha, „Shout” von Tears for Fears” oder “Livin’ la Vida Loca” von Ricky Martin strahlen als ehemalige Nummer-eins-Welthits auch im neuer Rat Pack Gewand, kongenial arrangiert von Marc Bischoff. Crooning ordnet die einzelnen Songs den Rat Pack-Mitgliedern zu, macht ein Spiel daraus, sich (und dem Publikum) auszumalen, wie ein Wettstreit der drei um diese Songs hätte aussehen können.
Dabei führt der Bremer Entertainer aber auch aus, dass die Arrangements nicht immer einfach umzusetzen gewesen seien – wie zum Beweis verlässt Nicolai Thein für „The Road to Mandalay“ von Robbie Williams dann auch seinen Flügel, um die Bläser-Sektion zu dirigieren. Das Ergebnis: toll! Wie überhaupt das meiste an diesem Abend, der obendrein beweist, dass auch in schwierigen Zeiten wie diesen ein eindrucksvolles Projekt auf die Beine gestellt und umgesetzt werden kann. Das Publikum dankt es den Künstlern mit anhaltendem Applaus und durfte sich dann auch noch über zwei Zugaben freuen – mit Songs von Michael Bublé, der an diesem Abend natürlich auch nicht fehlen durfte.
Und alle, die bei diesem Konzert dabei waren, werden mit dem Wissen nach Hause gegangen sein: Frankie, Dino und Sammy hätten diesen Abend gemocht. So soll es sein.
Frank Schuemann